Ist Retz auf Ganztagsschule und Ausbildungspflicht ausreichend vorbereitet?

Mit dem Beschluss des Bildungsinvestitionsgesetzes im Nationalrat im Dezember 2016 hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, dass bis 2025 jede/r Schüler/in im Umkreis von 20 Kilometern zum Wohnort einen Platz in einer Ganztagsschule findet. Die Betreuungsquote soll von derzeit 20 auf 40 Prozent verdoppelt werden. „Gute Ganztagsschulen bedeuten bessere Lernerfolge, weniger Sitzenbleiben und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch die Ferienbetreuung soll gezielt gefördert werden, um Eltern bei ihrem alljährlichen Betreuungsproblem zu helfen und die schulische Infrastruktur auch im Sommer optimal zu nutzen“, so die Bildungsministerin Sonja Hammerschmid. Weiters neu beschlossen wurde die sogenannte Ausbildungspflicht für alle Schüler die 2017 ihre Schulpflicht beenden. So muss jeder Schüler bis zum 18. Lebensjahr entweder eine Schule besuchen, eine Lehre absolvieren oder ein anderes Angebot zu seiner Weiterbildung in Anspruch nehmen.

Nachdem in Retz bereits vor einigen Jahren die Volksschule umfangreich renoviert wurde, beginnt jetzt die Sanierung des Gebäudes der NMS. In einer bereits im Oktober 2016 im Retzer Gemeinderat beschlossenen Bildungsresolution wurde eine stärkere Vernetzung der Retzer Bildungsanbieter, die Nutzung von Synergieeffekten und die Abstimmung von Zukunftsszenarien im Bildungsbereich gefordert.

Die NÖN befragte dazu Bildungsstadtrat Walter Fallheier. „An sich ist die Sanierung des Gebäudes der NMS schon längst überfällig. Entsprechende Projekte wie ein Bildungscampus mit einem erweiterten Bildungsangebot wurden leider schon vor Jahren nicht umgesetzt“. Was bedeuten die Beschlüsse des Parlaments für den Bildungsstandort Retz und wie könnte man bei einem Schulumbau darauf reagieren? Bildungsstadtrat Fallheier befürchtet, dass bei den Renovierungsplänen in der NMS nicht darauf Rücksicht genommen wird. Ebenso sollten Experten, die bereits bei der Campusidee mit einbezogen waren bei der Standortentwicklung berücksichtigt werden. Neue Lehr- und Lernumgebungen innovative räumliche Lösungen, neueste Erkenntnisse der Pädagogik könnten eine zukunftsweisende Umsetzung bei dem geplanten Bau ermöglichen.

Die Sanierung des Gebäudes sollte sich nicht nur auf den für den Betrieb der NMS notwendigen Gebäudebereich beschränken. Er weist darauf hin, dass durch die Übersiedlung der HAK aus dem NMS Gebäude zahlreiche Räumlichkeiten frei werden. Diese können in der Umbauphase der NMS zwar als Ausweichmöglichkeit genutzt werden, jedoch entgehen der Schulgemeinde ab 2018 jährlich fast 200.000,- Euro an Mieteinnahmen durch die Bundesschule.
Hier müssen wir uns entschuldigen. Der Betrag war auf Basis der WFR vorliegenden Unterlagen zu hoch angegeben. Im Jahre 2015 waren es knapp 86.000,- und im VA 2016 waren rund 73.000,- an Mieten und Betriebskostenanteilen vorgesehen. Nichtsdestotrotz wird ……… –
Eine Stilllegung der dann nicht genutzten Räumlichkeiten wird zwar die Betriebskosten senken, aber leider nicht im selben Ausmaß wie der Mietenrückgang. Also bleibt ohne neue Ideen die Schulgemeinde auf den Kosten sitzen.

Bahn frei für innovative Lösungen

Bahn frei für innovative Lösungen

Darüberhinaus bedauert er, dass im derzeit laufenden Sanierungsprozess der NMS zwar die räumlichen Notwendigkeiten mit dem Landesschulrat erhoben wurden, die pädagogischen Erfordernisse jedoch auf der Strecke bleiben könnten und nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Vor allem auch deshalb, weil die betroffenen Lehrer, Eltern Schüler, bis zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich kaum informiert bzw. eingebunden sind.

Bei der notwendigen Errichtung neuer Turnsäle sollten sich die Verantwortlichen nicht auf eine mögliche Landesausstellung verlassen, sondern umgehend den notwendigen Raumbedarf mit den anderen Bildungseinrichtungen abstimmen. Dabei wäre auch die Umsetzung der Forderung nach der täglichen Turnstunde in Pflichtschulen zu beachten. Die erforderlichen Räumlichkeiten für Tagesfreizeit, Essensversorgung und Sportmöglichkeiten sind nach dem Regierungsbeschluss bereits ab September 2017 seitens der NMS zu Verfügung zu stellen und müssten bereits jetzt in der Planung berücksichtigt werden.

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Wie wird das Zukunftkonzept für diese Gebäude aussehen?

Fallheier führt bereits umfangreiche Gespräche zur Entwicklung neuer attraktiver Bildungsangebote. Die Schwerpunkte Kunst und Musik aber auch die Einbindung der Bedürfnisse der Tourismusschule am neuen Standort sind ihm dabei ein großes Anliegen. „Weitere interessante Bildungsangebote sind zwar schon in Entwicklung aber leider noch nicht spruchreif“ bedauert Fallheier und blickt optimistisch über den Horizont des Retzer Landes hinaus in ein zukunftsorientiertes und variantenreiches Bildungsangebot für unsere Jugendlichen. Es soll auch nicht immer mit dem Hinweis auf die finanzielle Situation auf Kosten der Jugendlichen gespart werden.

Vor allem soll sich nicht eine Haltung durchsetzen, die man mit den Worten „Mauern gegen Vernunft“ zusammenfassen kann. In jedem Fall sieht Fallheier die Bemühungen positiv und er hofft, dass im Sinne der beschlossenen Bildungsresolution, die vor allem das Gemeinsame aller Bildungseinrichtungen betont, vorgegangen wird und dass man auch über den Tellerrand des geplanten Umbaus auf die zukunftsorientierte Entwicklung neuer Perspektiven in der Bildungslandschaft in Retz Rücksicht nimmt.